Als wahre Kerle noch rosa trugen
Direkt vorab als kleine Warnung: ich bin eine miserable Schreiberin und habe euch deswegen bisher mit meinen Blog-Artikel verschont. Es ist mir aber eine Herzensangelegenheit, neben meinem Shop für Unisex-Kinderkleidung, über das Thema genderneutrale Erziehung auch zu schreiben. Deswegen seid bitte gnädig, ich werde mich (hoffentlich) bessern.
Mit meinem Shop verfolge ich das Anliegen über das Design von Kinderkleidung dem formbaren, offenen Charakter der Kindes die Freiheit in seiner Entwicklung zu ermöglichen. Ich designe und wähle Kinderkleidung aus, die Kinder nicht durch stereotypische Farben und Formen und in damit verbundene Rollenbilder zwängt. Wir sind es gewöhnt kleine Mädchen in Rosatönen zu kleiden, da die Farbe als feminin gilt: sie ist sanft, weich, emotional und zart. Die Klarheit und Kühle, mit der die Farbe Blau assoziiert wird, ordnen wir dem Maskulinen zu. Deswegen tragen bei uns die Jungen Blautöne.
Dass die gängigen Farb- und Formgebungen für Mädchen und Jungen nicht naturgegeben, sondern kulturell geprägt sind, zeigen unterschiedlichste Studien. Rosa war jahrhundertelang im westlichen Kulturkreis die Farbe der kleinen Jungen. Rosa wurde auch das "kleine Rot" genannt, und weil Rot als Signalfarbe der Männlichkeit galt, ordnete man Rosa folgerichtig den Knaben zu. Dagegen war Blau, das heute den Jungen vorbehalten ist, die Farbe der kleinen Mädchen. Sie kleidete man bevorzugt in Blau, weil Blau die Farbe der Jungfrau Maria war. In ihrem Standardwerk "Wie Farben wirken" nennt die 2008 verstorbene Eva Heller zahlreiche Gemälde von der Renaissance bis zu einem Familienbild Königin Victorias, auf denen die Zuordnung noch ganz klar ist: Das Jesuskind und andere Knaben tragen Rosa, die Mädchen Hellblau. Laut Heller kam es zu dem Farbentausch, weil die Erinnerung an die religiöse Farbsymbolik verblasste und weil Matrosen und Arbeiter Blau trugen. Deshalb wurde Blau mehr und mehr mit erwachsener Männlichkeit assoziiert. Jo B. Paoletti, Historikerin an der Universität Maryland, meint, die neue farbliche Festlegung habe sich erst in den 40er-Jahren durchgesetzt. In einer Frauenzeitschrift von 1918 wurde noch geschrieben: "Die allgemein akzeptierte Regel ist Rosa für Jungen und Blau für die Mädchen. Der Grund dafür ist, dass Rosa als eine entschlossenere und kräftigere Farbe besser zu Jungen passt, während Blau, weil es delikater und anmutiger ist, bei Mädchen hübscher aussieht."
An meinem 3-jährigen Sohn kann ich erleben, dass er die Farben und Formen noch ganz wertfrei betrachtet. Seine Lieblingsfarbe ist Rot. Wenn ich für ihn morgens die Kleidung für den Tag aus seinem Kleiderschrank suche, möchte er manchmal unbedingt ein Kleid oder einen Rock von seiner drei Jahre älteren Schwester anziehen. Besonders begehrt ist ein roter, weit schwingender Rock mit weißen Pünktchen oder ein Kleid mit einem aufgestickten, floralen Muster. Wenn wir morgens nicht zu sehr in Eile sind, um in den Kindergarten zu kommen, trägt er am liebsten Zöpfchen. Noch jucken ihn die Sprüche von anderen Kindern nicht, die ihm klar machen, was von ihm erwartet wird...
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